Dieses sehr persönliche private Buch zeigt das Ringen einer Frau aus der 68er Generation, die stellvertretend für viele an den Widersprüchen, die seit den 68ern an die Frau herangetragen worden  sind, gescheitert ist. (Sie starb im Juni 97).
Es zeigt auch, daß die gesellschaftliche Hilfe, die denjenigen, die um ihre Identität kämpfen, geboten wurde und manchmal noch wird, letzlich stigmatisiert anstatt dem Ringen des Betroffenen eine objektive Berechtigung zuzugestehen und ihn darin zu unterstüzen.Die Autorin breitet in diesem Werk ihren Lebenslauf und alltägliche Erlebnisse ihres Lebens in Tagebuchform aus. Ein Tagebuch, das den Zeitraum von 20 Jahren überbrückt. Während sie dies tut, entsteht gleichzeitig im Kopf der LeserIn ein immer lebendiger werdendes Bild der Zusammenhänge zwischen gesellschaftlich politischer Vergangenheit und privater Gegenwart und damit über das ganz und gar nicht mehr private Schicksal einer sogenannten „Schizophrenen“.
Offen und schonungslos beschreibt sie in der scheinbar trivialen Aufzählung ihres täglichen Ablaufs, ihrer kleinen Siege und Niederlagen ihre Ängste, Gedanken, Lebensansichten und persönlichen Katastrophen. Dahinter scheinen die Ursachen ihrer Ausgrenzung und Stigmatisierung als psychiatrischer Fall und sozialer Randexistenz einer Sozialhilfeempfängerin hervor.
Diese Offenheit ist nicht nur ein literarisches Programm oder ein Charakterzug, der eventuell zu wenig durch rationale Einschätzung der Situation und deren Folgen gesteuert wird, sondern ein ideologisches Konzept aus den 70ern, daß sie in ihrem Bemühen dazuzugehören aufgegriffen und unkritisch übernommen hat.
Hier zeigen sich u.a. auch einige  gesellschaftlich bedingte Ursachen ihres Problems. Sie sind ein Ergebnis der weiblichen Rollenkonflikte in den 68ern, entstanden aus der Konfrontation mit den Parolen und überkommenen Vorstellungen der ausgehenden 68er, ohne deren gesellschaftliche Konflikte und Hintergründe, der Ablehnung konservativer Mädchenbilder der bürgerlichen Elternhäuser und dem Mangel anderer Modelle der weiblichen Selbstdefinition.
Das Buch ist außerdem ein  Plädoyer dafür, alle als psychisch krank Ausgegrenzten  im Zusammenhang mit ihrer Geschichte und dem sozialen Umfeld zu sehen.

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